Sanierung von Rissen mit elastischen Beschichtungen

Risse an Fassaden sind ein häufig anzutreffender Schaden. In der Anfangsphase oftmals nur ein ästhetischer Mangel, der sich aber im Verlaufe der Zeit zu einem ernst zu nehmenden Bauschaden entwickeln kann. Die Schadensbilder reichen vom feinen, kaum sichtbaren Kapillarriss bis zum mehrere Zentimeter breiten Setzriss. So mannigfaltig wie das Erscheinungsbild der Risse ist auch deren Ursache. Während der auslösende Faktor für Haar- und Netzrisse meist im mineralischen Grundputz oder der Beschichtung zu suchen ist, liegt er bei den Setz- und Schubrissen in der architektonischen Gestaltung des Bauwerks oder im Baugrund.
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Die Anzahl der Risssanierungssysteme sind so vielfältig wie die Art der Risse. Für Setzrisse müssen andere Sanierungsmassnahmen gewählt werden als zur Behebung von Kapillarrissen. Die Siegfried Keller AG hat eine ganze Palette von Produkten entwickelt, die es ermöglichen, rissgeschädigte Fassaden dauerhaft zu sanieren.

Obwohl die verschiedenen Produkte den unterschiedlichsten Anforderungen genügen müssen, ist das Grundprinzip immer dasselbe. Eine elastische Beschichtung muss in einer Schichtdicke aufgetragen werden, welche die an den Rissrändern auftretenden Zugspannungen auffangen kann. Die Problematik liegt im verwendeten Bindemittelsystem der Beschichtung.

Dauerelastische Beschichtungen neigen wegen ihrer Thermoplastizität zu starker Verschmutzung und bleiben anfällig für mechanische Beschädigungen. Härtere Beschichtungen, die diese Mängel nicht aufweisen, sind nicht genügend elastisch.

Zentrales Thema einer Risssanierung ist daher die kompetente Fachberatung. Zuerst muss auf der Baustelle der Grund für die Entstehung der Risse bestimmt und sofern erforderlich, der auslösende Faktor behoben werden.

An zweiter Stelle steht die bauphysikalische Berechnung. Da die Risssanierungssysteme in Folge ihres hohen Gehaltes an Bindemitteln und ihrer hohen Schichtdicke nur eine geringere Wasserdampfdurchlässigkeit aufweisen, muss sichergestellt werden, dass der Wasserdampf, der vom Gebäudeinnern nach aussen transportiert wird, trotz der zusätzlichen Beschichtung einwandfrei diffundieren kann. Die Bestimmung der Festigkeit des Untergrundes schliesst die Beurteilung ab.

Erst dann wird basierend auf den ermittelten Fakten ein Systemvorschlag mit den entsprechenden Produkten erstellt. Für die Verarbeitung dieser spezialisierten Produkte braucht es Fachpersonal und die Unterstützung von Materiallieferanten sowie einen entsprechende Überwachung der Baustelle.

UNTERSCHIEDLICHE URSACHEN FÜHREN ZU DEN UNTERSCHIEDLICHEN RISSARTEN UND SCHADENBILDERN

Risse treten immer dann auf, wenn die Grenzwerte des Dehnungsvermögens oder der Bruchfestigkeit eines Baustoffs durch erzwungene Formänderungen überschritten werden. Zu diesen Formänderungen gehören unter anderem Dehnungen, Kontraktionen, Zerrungen, Stauchungen, Verwindungen, Wölbungen, Schwund und ähnliche Vorgänge. Die Risse treten in der Regel an den schwächsten Stellen des Objektes auf. Die hauptsächlichsten Erscheinungsformen lassen sich wie folgt unterscheiden:

Haarrisse

Haarrisse haben in der Regel eine Breite von 0.05 – 0.1 mm. Sie treten immer nur in der obersten Schicht eines Baustoffes, z.B. Putz oder Beton, auf und setzen sich nicht in den Untergrund fort. Sie sind meist nicht von blossem Auge zu erkennen. Daher muss man sich technischer Hilfsmittel zur eindeutigen Identifikation bedienen. Da sie sich im nassen Zustand von der Umgebung besser abzeichnen, reicht oftmals das Anfeuchten mit Wasser, vielfach sind sie aber auch durch eingelagerten Schmutz bereits als dunkle Streifen zu erkennen.
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Die Ursachen der Haarrisse sind fast immer in der Zusammensetzung des Baustoffes, also des Grundputzes zu suchen, in seltenen Fällen auch in der Einwirkung von Schadstoffen. Im Normalfall nimmt bei einem mineralischen Verputz dessen Härte von Innen nach Aussen ab. Es verschiebt sich also das Verhältnis von Sand zu Bindemittel zu Gunsten des Sandes. Wird dieser elementaren Forderung zu wenig Beachtung geschenkt, so treten im Verputz Haarisse auf.

Einen wesentlichen Einfluss auf die Bildung von Haarrissen haben aber auch Bindemittelanreicherungen während der Verarbeitung und die Abbindebedingungen. Sonneneinstrahlung und Wind fördern die Rissbildung, da der Putz dann oberflächlich sehr schnell austrocknet und Restwasser im Untergrund eingeschlossen wird.

Netzrisse

Netzrisse weisen ähnliche Dimensionen (0.05 – 0.1 mm) wie Haarrisse auf, verlaufen jedoch netzartig über die gesamte Oberfläche. Auch diese Risse dringen in der Regel nicht in tiefere Schichten des Putzes vor. Sie unterscheiden sich von Haarrissen prinzipiell nur durch ihr Aussehen. Vielfach haben Netzrisse die Forma eines Sechsecks.
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Schwundrisse

Schwundrisse entstehen durch das Schwinden der Baustoffe während der Trocknungs- und Abbindephase. Auch bei dieser Rissart liegt die Breite bei ca. 0.1 mm. Die Risse erstrecken sich in den seltensten Fällen durch den gesamten Aufbau, sondern liegen ausschliesslich in der Oberschicht der Deckputze.

Der Schwund des Sand-Zementgemisches beruht auf der Volumenverkleinerung während der Hydratation; sie beträgt 6% bezogen auf den Zementanteil. Die Rissbildung wird in den meisten Fällen durch zu schnelles Trocknen der feuchten Baustoffe ausgelöst. Ursache für eine zu schnelle Trocknung kann ausser den meteorologischen Bedingungen auch ein sehr stark saugender Untergrund sein. Stark tonhaltige Sande sind übermässig quellfähig und geben daher während und nach dem Trocknungsprozess das Wasser unter Volumenreduktion wieder ab. Dies führt unweigerlich zu Rissen im Gesamtsystem.

Das Wegschlagen des Wassers in den Untergrund und die damit verbundene, zu schnelle Trocknung des Gesamtsystems kann ebenfalls durch einen bindemittelarmen, stark saugenden Grundputz hervorgerufen werden.

Bewegungsrisse

Bewegungsrisse sind die Folge von Bewegungen und Dehnungen im Baukörper, die durch unterschiedliche Ausdehnungskoeffizienten hervorgerufen werden. Die Gründe der unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten sind die Wasseraufnahme und -abgabe des Baustoffs, die Wärmeleitzahlen und Wasserdampfdurchlässigkeiten.
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Bewegungs- und Dehnungsrisse können von 0.1 mm bis zu einigen Millimetern breit sein. Die Risse beschränken sich nicht auf die Oberfläche oder einzelne Baustoffzonen, sondern gehen durch das Gesamtgefüge hindurch. Die Ursache für Bewegungs- oder Dehnungsrisse ist meist in der heute üblichen Mischbauweise zu suchen. Hierunter wird die Verwendung verschiedenster Werkstoffe am gleichen Objekt verstanden, also z.B. Betonwände kombiniert mit solchen aus Gasbeton oder Ziegelmauerwerk. Werden die einzelnen Bauabschnitte nicht durch Dilatationsfugen voneinander getrennt, treten an den Stössen Risse auf.

Statische Risse

Statische Risse entstehen infolge Überschreitung der errechneten statischen Grenzwerte eines Bauwerkes durch Schub, Druck oder ähnliche nicht eingeplante Belastungen. Die Risse, deren Breite zwischen 0.3 und 4 mm betragen kann, beschränken sich ebenfalls nicht auf die Oberfläche, sondern setzen sich bis ins Innere des Bauwerkes fort. Schubrisse treten vornehmlich unterhalb von Flachdächern oder an Decken auf, da sich diese Bauelemente in sehr starkem Masse gegen den Untergrund verschieben. Durch den Einbau von Gleitlagern muss für einen Ausgleich der Kräfte gesorgt werden. Schubkräfte an Flachdächern entstehen unter anderem durch unterschiedliche Sonneneinstrahlung und die damit verbundene, stark variierende thermische Ausdehnung.
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Radiotorennischen sind eine häufige Quelle von Rissen, da das Mauerwerk an dieser Stelle durch seine geringeren Dimensionen eine Schwächung erleidet und zusätzlich einem grösseren Temperaturgefälle ausgesetzt ist. Schlitze für elektrische Leitungen schwächen das Mauerwerk und unterliegen durch den grösseren linearen Ausdehungskoeffizienten des verlegten PVC-Rohres einer vermehrten Schubbelastung.

Setzrisse

Setzrisse mit einer Breite von 2-3 mm bis zu einigen Zentimetern beruhen auf den Auswirkungen einer Veränderung der geologischen Gegebenheiten des Untergrundes auf das Fundament. Diese Veränderungen können durch Nachsetzen oder Auswaschungen bedingt sein. Es wird bei der Berechnung des Bauwerks vielfach von falschen Voraussetzungen ausgegangen, indem die maximale Bodenpressung zu niedrig angesetzt wird oder aber unberücksichtigt bleibt, dass die Bodenpressung unter einem Gebäude nicht gleichmässig über den gesamten Grundriss verläuft, sondern die Belastung im Bereich von Pfeilern oder tragenden Mittelwänden am grössten ist. Dementsprechend sollten auch die Bankette ausgeführt sein.
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Den genannten Forderungen wird oft entgegengehalten, dass die aufgesetzten konstruktiven Elemente die Senkungen durch ihre eigene elastische Verformbarkeit aufnehmen könnten. Leider ist dies keineswegs der Fall. Da Decken in kleineren Gebäuden meist zusammenhängend über die tragenden Mittelwände hinweg durchgehend ausgeführt werden, kann von Elastizität keine Rede mehr sein. Die Folge solcher konstruktiven Mängel sind Risse, die sich durch das gesamte Gefüge der Wand und über das Gebäude fortsetzen.

RISSE, EIN ERNST ZU NEHMENDES RISIKO

Die Fassade eines Bauwerkes hat neben statischen Aufgaben die Funktion, den Innenbereich vor dem Eindringen von Wasser zu schützen. Dieser Zweck wird von der Fassade selbst oder zusammen mit einer Fassadenbeschichtung übernommen. Risse in jeder Form stören diese Schutzwirkung erheblich, da an den Fehlstellen Wasser bevorzugt aufgenommen wird, dessen schädigende Wirkung bekannt ist. Treten die Risse nicht nur an der Oberfläche der Fassade auf, sondern übertragen sich auf den Untergrund, ist nicht nur die Schutzwirkung der Fassade gestört. Auch die statischen Eigenschaften werden beeinträchtigt; bei tragenden Bauelementen, wie Brückenkonstruktionen, Pfeilerfundamenten usw. sind die Folgen kaum abzusehen. Risse beinhalten also ein ernst zu nehmendes Risiko. Die verschiedenen Sanierungsmethoden zeigen jedoch, dass in vielen Fällen, wie z.B. bei Netz- und Haarrissen, bereits mit relativ einfachen Methoden eine Sanierung möglich ist. Dadurch werden Folgeschäden ausgeschlossen.

Oft wird die Ansicht vertreten, Risse an Gebäuden seien unvermeidbar. Diese weitverbreitete Meinung trifft jedoch keineswegs zu, insbesondere wenn die Bildung von Rissen auf neuzeitliche Baustoffe zurückgeführt wird. Tatsächlich liesse sich ein grosser Teil aller Rissschäden vermeiden, wenn bereits bei der Planung auf einige fundamentale Regeln Rücksicht genommen würde. Damit wären erhebliche Einsparungen möglich, da die spätere Sanierung von Rissen und deren Folgeschäden weitaus aufwändiger ist als fachlich fundierte Prophylaxe.

DIE SANIERUNG DER EINZELNEN RISSARTEN AUF VERSCHIEDENEN UNTERGRÜNDEN

Sanierung von Haarrissen mit Rollputz oder Dispersionen

Untergrund: Mineralischer Putz mit gut erhaltenem Dispersionsanstrich
  • Fassade mit Hochdruckreiniger waschen
  • Zwei Anstriche mit Afralastic Rollputz (Armierungsdispersion)
Minimalverbrauch für zwei Arbeitsgänge 800g/m2
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Auffräsen der Risse
Untergrund: Mineralischer Putz oder gut erhaltener Dispersionsanstrich
  • Fassade mit Hochdruckreiniger waschen
  • Rohe Fassadenteile mit Afracolor Hydrosoltiefgrund grundieren
  • Zwei Anstriche mit Chromisil Elasto
Minimalverbrauch für zwei Arbeitsgänge 600g/m2
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Verfüllen der Risse
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Ausmessen von Ecken und Überlappungen

Sanierung von Haar- und Netzrissen mit Kunstharzputzen

Untergrund: Mineralischer Putz oder gut erhaltenen Dispersionen oder Kunstharzputzen
  • Fassade mit Hochdruckreiniger waschen
  • Voranstrich (sofern nötig) mit Afrocolor Hydrosoltiefgrund
  • Einbetten von Polyton Armierungsgewebe mit Polyton Compact Kleber fein.
  • Überglätten mit Polyton Compact Kleber fein.
  • 10 Tage trocknen lassen
  • Voranstrich mit Polyton Putzgrund
  • Schlussbeschichtung mit Polyton Fassadenputz 1.5 – 5 mm
Minimale Schichtdicke des PC-Klebers 2 mm
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Aufziehen des Gewebes

Sanierung von Haar- und Netzrissen mit Mineralputzen

Untergrund: Mineralischer Putz oder gut erhaltene Mineralputze
  • Fassade mit Hochdruckreiniger waschen
  • Voranstrich (sofern nötig) mit Afrasil Mineraltiefgrund
  • Einbetten von Polyton Armierungsgewebe mit Afrasil Ausgleichsputz
  • Überglätten mit Afrasil Ausgleichsputz
  • 5 Tage trocknen lassen
  • Voranstrich mit Afrasil Mineralputzgrund
  • Schlussbeschichtung mit Afrasil Mineralputz 1.5 – 5 mm
Minimale Schichtdicke des Afrasil Ausgleichsputzes 2 mm
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Gewebeeinbettung

Sanierung von Haar-, Netz- und Spannungsrissen

Untergrund: Mineralischer Putz oder gut erhaltene Kunstharzputze
  • Grössere Risse mit dem Winkelschleifer öffnen
  • Fassade mit Hockdruckreiniger waschen
  • Voranstrich (sofern nötig) mit Afracolor Hydrosoltiefgrund.
  • Geöffnete Risse ebenfalls ausrechend grundieren.
    Geöffnete Risse in zwei Arbeitsgängen mit Afralastic Dehnschicht verfüllen.
  • Einbetten von Afralastic Treviragewebe mit Afralastic Dehnschicht.
  • Überglätten mit Afralastic Dehnschicht.
  • Schlussbeschichtung mit Afralastic Deckputz 1.5, 2.0 oder 3 mm
Minimale Schichtdicke des Afrasil Ausgleichsputzes 2 mm Image
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Deckputz
Zur Risssanierung bieten sich grundsätzlich verschiedene Systeme an. Die Systemwahl hängt in erster Linie von der Art der Risse und dem Zustand des Untergrundes ab.